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aus den Institutenaus der Medizin
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Aktuelles aus den Instituten |
Stand: Mai.2025 Wirkungsvolle Behandlungsmethode bei Schleimbeutelreizungen, Sehnenansatzbeschwerden, Heilung nach Knochenbruch, Verspannungen.... Neu in Wien 11: EMTT– Therapie „Magnetfeld”, „Magnetolith” Ergänzende, schmerzlose Therapie für Schmerz und |
Aktuelles aus der Medizin |
Stand: Mai.2025 Case Report Ein 50–jähriger Patient wird mit starken Schmerzen im Schulter–Nacken–Bereich beim Hausarzt vorstellig. Die Schmerzen projizieren sich auf den M. deltoideus sowie M. trapezius und Ansatz des M. levator scapulae am Schulterblatt links. In der klinischen Untersuchung wird eine ausgeprägte Verspannung diagnostiziert, es bestehen keine erkennbaren neurologischen Defizite. Vorerkrankungen oder ein Trauma gibt es nicht. Anamnestisch wurde 3 Wochen zuvor die 4. COVID–Impfung appliziert, der Patient reagierte mit Schüttelfrost und Fieber. Er gibt an, dass die Schmerzen zu diesem Zeitpunkt begonnen haben. Es wird eine symptomorientierte Schmerztherapie mit NSAR und Massagen durchgeführt, die Schmerzen nehmen jedoch von Tag zu Tag dramatisch zu (VAS 8 von 10). Äußerst heftig werden die Schmerzen in der Nacht beschrieben. Nach 4 Wochen kommt eine Schwäche der linken oberen Extremität hinzu, der neuroorthopädische Status ergibt diffuse Dysästhesien und Parästhesie im Schulter–Nacken–Bereich links, einen Schulterhochstand, eine Scapula alata mit Dysfunktion des skapulothorakalen Gleitlagers, sowie eine motorische Schwäche in Abduktion und Anteflexion (Kraftgrad 0/5). Betroffen sind hauptsächlich der M. deltoideus, M. supraspinatus und M. serratus anterior links. Die Funktion der übrigen Muskelgruppen an der linken oberen Extremität ist normal, die Halswirbelsäule frei beweglich. Die Problematik wird weiterführend mittels MRT der HWS und des Plexus brachialis abgeklärt, eine Nervenwurzelkompression bzw. expansive Prozesse können ausgeschlossen werden. Zusätzlich wird eine elektrophysiologische Untersuchung durchgeführt. In der Elektromyographie (EMG) werden Denervierungszeichen festgestellt, die Elektroneurographie (ENG) hingegen ist unauffällig. In Zusammenschau mit der klinischen Symptomatik und Befundkonstellation wird schließlich die Diagnose einer neuralgischen Schulteramyotrophie gestellt. Eine Cortison–Stoßtherapie wird durchgeführt i.v. über 3 Tage, eine medikamentöse Schmerztherapie mit Hydromorphon, Pregabalin, Metamizol, NSAR und Prednisolon per os eingeleitet. Die Schmerzsymptomatik wird dadurch auf ein erträgliches Maß reduziert. Physiotherapie, mit dem Ziel der Verhinderung einer Einsteifung des Schultergelenks, wird eingeleitet, zusätzlich eine Elektrotherapie mit TENS und Exponentialstrom durchgeführt. Unter der laufenden Therapie kommt es nach einigen Wochen sukzessive zu einer Rückbildung der Lähmung und der Schmerzsymptomatik. Zehn Wochen nach Diagnosestellung werden keine neurologischen Defizite mehr festgestellt, die Schmerzmedikation wird abgesetzt. Die neuralgische Schulteramyotrophie ist eine entzündliche Erkrankung des Plexus brachialis, die mit aggressiven neuropathischen Schmerzen und diffusen, vorrangig motorischen Ausfallserscheinungen der Muskulatur der oberen Extremitäten einhergehen kann. Vieles deutet darauf hin, dass die Erkrankung tatsächlich so häufig wie zervikale Radikulopathien auftritt, nur oft verkannt wird. Die genaue Ursache der Erkrankung ist derzeit unbekannt. Prädisponierender Faktoren mit Vorereignissen wie beispielsweise eine Infektion, Stress, Traumata, Schwangerschaft, chirurgischen Eingriffen, zeigte sich ein Zusammenhang. Die Symptomatik beginnt oft mit unspezifisches Nacken–Schulter–Armschmerzen die plötzlich akut auftreten und als sehr stark beschrieben, werden, in der Nacht stärker als am Tag und häufiger ist die rechte Seite betroffen. Betroffene PatientInnen sind oft an ihrer typischen Schonhaltung zu erkennen. Der betroffene Arm wird in maximaler Schulteradduktion an den Thorax fixiert, das Ellenbogengelenk gebeugt und zur Entlastung durch die Gegenhand an das Abdomen gehalten. Oft wird auch eine anhaltende Müdigkeit beschrieben. Lähmungen bzw. Schwierigkeiten, die Muskulatur zu kontrollieren, treten oft erst zeitlich versetzt bis zu 4 Wochen später auf. Durch die Parese der schultergelenkführenden Muskulatur kommt es auch zu glenohumeralen Subluxationen. Patient:innen beschreiben das Gefühl, dass die „Kugel aus der Pfanne“ gleitet und sich bei Anspannung wieder spontan reponiert. Dieser sehr schmerzhafte Effekt wird vor allem im Liegen, wenn die noch intakte periartikuläre Muskulatur entspannt ist, am stärksten empfunden. Stabilisierende Schulterbandagen können hier eingesetzt werden, um schmerzverstärkende Subluxationsphänomene zu verhindern. Neben einer medikamentösen Schmerztherapie mit einer Kombination aus NSAR, Kortikosteroiden, Opiaten und Antikonvulsiva, können und sollen auch manualmedizinische, physio- und ergotherapeutische sowie physikalische Therapieformen angewendet werden. In der akuten inflammatorischen Phase liegt der Schwerpunkt in einer Reizreduktion. Eine vorsichtige passive Mobilisation des Schultergelenks im schmerzfreien Bereich soll die potenzielle Entwicklung einer Schultereinsteifung (Frozen Shoulder) verhindern. Die Muskulatur aktivierenden Therapieformen verstärken in der Regel die Akutsymptomatik und sind kontraproduktiv. Ist die Phase der Inflammation abgeschlossen, können vorsichtige Reize im Sinne einer muskulären Aktivierung und neurodynamische Techniken angewandt werden, um Schmerzen weiter zu reduzieren und die Regeneration der paretischen Muskulatur zu beschleunigen, ebenfalls physikalisch Therapien wie z.?B. TENS, Exponentialstrom angewendet werden. Die enge Kommunikation mit den Patient:innen ist sehr wichtig. Bei etwa 30% der Patient:innen ist der Übergang in ein chronisches Stadium mit persistierenden Schmerzen und Paresen möglich. Quelle: rheuma plus | Ausgabe 1/2025 Mitrovic, N., Kienbacher, G. Die neuralgische Schulteramyotrophie. rheuma plus 24, 46–51 (2025). |